Achtsamkeit - Hype oder echte Bereicherung?
- Stephi

- 26. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Apr.
Achtsamkeit ist in aller Munde, das Wort wird inzwischen fast inflationär verwendet. Aber was steckt hinter diesem Konzept, verbirgt sich da vielleicht ein kleiner Schatz, der uns hilft glücklicher durchs Leben zu kommen?

Meine erste Begegnung mit der Achtsamkeit hat mich ehrlich gesagt nicht sonderlich beeindruckt . Es war im Rahmen eines Seminars, alle Teilnehmerinnen und Teilnemer verließen auf Anweisung der Trainer den Seminarraum und fanden sich draußen in der Natur wieder. Es wurde tief geatmet, die Augen geschlossen, gelauscht, geschnuppert – wir sollten im Hier und jetzt ankommen - so weit so gut. Danach gingst wieder zurück in den Raum und mir war nicht ganz klar, was genau diese Achtsamkeit jetzt sein sollte.
Jahrelang war Achtsamkeit dann keine Thema mehr für mich. Erst als ich auf Georg Lolos stieß und zwei Kurse bei ihm belegte, wurde mir klar, was hinter diesem Konzept der Achtsamkeit wirklich steckt. Seit dem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen und nach dem Teacher-Training von Maren Schneider bin ich nun auch offiziell als Achtsamkeits- und Meditationlehrerin.
Achtsamkeit – der Schlüssel zu innerer Klarheit und Gelassenheit

Achtsamkeit schenkt uns die Fähigkeit, das Leben nicht nur zu durchlaufen, sondern bewusst zu erleben. Indem wir lernen, Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen anzunehmen, wie sie sind, wächst innerer Frieden. Achtsamkeit öffnet den Raum für mehr Klarheit, Mitgefühl und echte Verbundenheit – mit uns selbst und mit der Welt. Sie ist eine Einladung, das Leben in seiner Tiefe und Schönheit neu zu entdecken.
In meinen Fastenwochen und auch privat erlebe ich immer wieder, wie kraftvoll und heilsam es ist, Körper, Geist und Herz in einen bewussten Dialog zu bringen. Gerade auch während des Fastens. Wenn wir fasten, wird unser Organismus feiner, sensibler. Die Gedanken kreisen vielleicht stärker, Gefühle drängen an die Oberfläche, alte Muster melden sich zurück. Achtsamkeit bedeutet in diesem Zusammenhang: Die bewusste, liebevolle und nicht bewertende Wahrnehmung dessen, was gerade da ist. Sie hilft uns, das Fasten nicht nur als körperlichen, sondern auch als seelisch-geistigen Reinigungsprozess zu verstehen.
Vier Schritte der Achtsamkeit – dein innerer Wegbegleiter
In meinem Fastenkurs haben sich diese vier Schritte bewährt, die ich an dieser Stelle gerne teilen möchte:
1. Ins Hier und Jetzt kommen

Wir sind selten im Hier und Jetzt sondern mit unseren Gedanken meist in der Vergangenheit oder der Zukunft. Doch nur im Hier und Jetzt findet unser Leben statt, können wir erkennen, was uns beschäftigt und zu uns finden. Unser Körper ist immer im Hier und Jetzt und somit können wir über die Konzentration auf unseren Atem in den aktuellen Moment kommen. Wir leben immer nur im aktuellen Moment, den was vor ein paar Minuten passiert ist ist unwiederbringlich und was in nächsten Augenblick passiert, können wir nicht wissen.
Im ersten Schritt lernen wir also innezuhalten und uns auf unseren Atem zu konzentrieren. Dieser Schritt ist der Ausgangspunkt.
2. Liebevolle Beobachtung
Wenn wir im Hier und Jetzt sind gilt es als nächstest, unseren Geist zu beobachten. Er ist ständig in Aktion, die Gedanken springen wie eine Flipperkugel unermüdlich umher. Körperempfindungen wie z. B. Schmerzen und Emotionen sind ebenfalls präsent. Es gilt in liebevoller Beobachtung erst einmal zu erkennen, was unseren inneren Raum durchquert und vor allem, an was unsere Aufmerksamkeit sich bindet. Mit was identifizieren wir uns sofort? Je nachdem, welchen Blickwinkel wir einnehmen, ändert sich auch unsere Perspektive auf die Dinge.
Im zweiten Schritt der Achtsamkeit gilt es den stillen Raum in uns zu betreten und fest zu stelle, hier ist es niemals wirklich still! Wertfrei und liebevoll gilt es, in die Beobachtung zu gehen und zu erkennen, was in unserem Geist vor sich geht.
3. Akzeptanz
Wenn wir erkennen, was in unserem Inneren los ist, dann gilt es im dritten Schritt, das Anzunehmen, was gerade da ist. Das heißt nicht, dass wir es gutheißen oder schönreden müssen. Akzeptanz ist kein resigniertes Erdulden, sondern ein mutiges Ja zur Realität. Nur wenn wir uns der Realität, so wie sie sich für uns in diesem Moment zeigt stellen, können wir etwas verändern und Gleichmut entwickeln. Das hat übrigens nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Es geht darum, erst einmal anzunehmen was da ist, ohne in den Widerstand zu gehen. Denn Druck erzeugt immer Gegendruck.
4. Ausrichtung
Aus der gewonnenen Klarheit heraus können wir nun Entscheidungen treffen und Veränderungen anstoßen. Dies sollte nicht nicht aus Angst, Wut oder dem Wunsch nach Kontrolle erfolgen, sondern aus Freiheit und innerem Frieden. Sich neu auszurichten funktioniert nur, wenn die anderen Schritte vorher gegangen wurden und erfordert Übung. Seid gnädig mit euch und eurer Umwelt. Es ist ein Weg und mit Achtsamkeit ist man niemals fertig. Es gibt verschiedene Methoden, die einem bei diesem Schritt helfen können, z. B. The Work von Byron Katie
Dein inneres Universum erkunden
Im Rahmen der Achtsamkeitspraxis erkunden wir unser inneres Universum. Besonders spannend finde ich die Arbeit mit unseren inneren Stimmen. Wer spricht da eigentlich gerade in meinem Kopf? Der Kritiker? Die Sorgenstimme? Der Antreiber? Oder vielleicht die leise, liebevolle Stimme der inneren Weisheit? Es gilt zu begreifen, dass diese Stimmen zwar da sind, aber dass nicht du diese Stimmen bist. Aus Erfahrung weiß ich, dass es wirklich ein Prozess ist, dies zu erkennen und sich vor allem auch in schwierigen Moment wieder ins Bewusstsein zu rufen. Die Achtsamkeitspraxis lehrt uns, diese Stimmen zu erkennen, nicht mit ihnen zu verschmelzen und immer wieder zurückzukehren in den Raum der Stille und des Gewahrseins.
Achtsamkeit im Alltag – kleine Inseln, große Wirkung

Achtsamkeit ist die Meditation im Alltag und im Alltag fängt sie erst richtig an. Denn - wie ein Freund von mir zu sagen pflegt - auf dem Berg ist die Erleuchtung einfach. Schwieriger wird es, wenn Kinder, Haushalt, Arbeit, Sorgen, Ärger, Stress oder Reizüberflutung unseren Alltag bestimmen, wo soll da noch Platz für Achtsamkeit sein? Aber es geht! Sei es beim Warten an der Kasse oder der Ampel, im Gespräch mit einem lieben Menschen oder beim ersten Bissen nach dem Fastenbrechen: Es gibt immer einen Moment, in dem wir entscheiden können, ganz präsent zu sein.
Es geht darum, die Stürme des Lebens als Chance zu begreifen. Achtsamkeit ist dabei wie ein Muskel: je öfter du ihn trainierst, desto stärker wird er.
Achtsamkeit schenkt uns nicht nur innere Stabilität, sondern auch einen tiefen Zugang zu uns selbst. Sie hilft uns, aus den Automatismen des Alltags auszusteigen, uns mit dem Wesentlichen zu verbinden und klarer zu spüren, was wirklich zählt.
In meine Fastenkursen möchte ich allen Fastenden das Konzept der Achtsamkeit näher bringen, du entscheidest im Nachgang, ob es dann auch Teil deines Lebens werden darf.
Wenn dich das Thema interessiert, dann lege ich dir das Buch "Halt finden in sich selbst: Wie du deinen sicheren inneren Ort findest und belastende Gefühle für immer loslässt" von Georg Lolos wärmstens an Herz. Auch seinen achtwöchigen Online-Achtsamkeitskurs für Einstieger kann ich sehr empfehlen. Er hat mir das Konzept der Achtsamkeit erst richtig verständlich gemacht.

Wenn du magst, nimm dir heute ein paar Minuten Zeit und probiere eine einfache Atemmeditation aus, die ich für dich eingesprochen habe. Du findest sie hier.
Sei einfach da. Ohne Ziel. Ohne Anspruch. Nur du. Hier. Jetzt.
Wichtiger Hinweis / Disclaimer
Die in diesem Beitrag vorgestellten Übungen und Gedanken zur Achtsamkeit und Meditation ersetzen keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung. Achtsamkeitsübungen sind grundsätzlich für viele Menschen ein wertvolles Werkzeug, um Stress abzubauen, innere Klarheit zu gewinnen und sich selbst besser zu verstehen.
Es gibt jedoch Situationen, in denen von einer Achtsamkeitspraxis abgeraten wird Bei akuten psychischen Erkrankungen wie schweren Depressionen, Angststörungen, Psychosen oder posttraumatischen Belastungsstörungen sollte keine eigenständige Meditationspraxis begonnen werden, ohne dies zuvor mit einem Arzt oder Therapeuten abzusprechen. Menschen mit aktuellen traumatischen Erfahrungen könnten durch stille Achtsamkeitsübungen in Kontakt mit belastenden Erinnerungen und Gefühlen kommen, was ohne therapeutische Begleitung überfordernd sein kann. Auch bei instabilen psychischen Zuständen oder akuten Lebenskrisen empfiehlt es sich, achtsamkeitsbasierte Methoden nur unter professioneller Anleitung und nach fachlicher Rücksprache zu praktizieren.
Achtsamkeit ist kein Ersatz für eine notwendige medizinische, psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Sie kann jedoch in stabilen Phasen und als begleitende Praxis zu mehr innerem Gleichgewicht und Wohlbefinden beitragen.




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